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Du bist Naturfriseurin. Was bedeutet das?

Kornelia Schirrey: Ich bin gelernte Friseurin. Ganz klassisch. Ich habe mit großer Leidenschaft mehrere Jahre in meinem Beruf gearbeitet. Dann bin ich krank geworden. Nach einem langen Leidensweg habe ich mich entschlossen, auch als Friseurin neue Wege zu gehen und der Chemiekeule abgeschworen.

Warum bist Du Friseurin geworden?

Kornelia Schirrey: Seit meinem 3. Lebensjahr wollte ich Friseurin werden, mit 16 Jahren begann ich tatsächlich meine Ausbildung. In dieser Zeit gab es schon Einiges in meinem Beruf, das ich nicht gerne gemacht habe. Besonders vor dem Haare färben mit chemischen Haarfarben wollte ich mich am liebsten immer drücken. Ich konnte aber nicht deuten warum das so war, das kam erst viel später.

Gab es erste Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung?

Kornelia Schirrey: Nach ca. 1 Jahr meiner Ausbildung fingen so langsam die Allergien an. Es wurden Tests gemacht, aber keiner brachte das mit meinem Beruf in Verbindung. Viel später wurde dann klar, dass ich über das Einatmen der schädlichen Stoffe allergisch reagiert habe. So passierte es, dass ich mit 33 Jahren einen vollkommen Zusammenbruch hatte. Ich bekam eine Grippe, wollte nicht krank werden weil ich nach der Kinderpause gerade wieder in den Beruf einsteigen wollte. Also nahm ich ein „harmloses“ Grippemittel ein. Die Folgen waren für mich verheerend. Ich reagierte mit einem Stevens-Johnson-Syndrom auf das Medikament, das in ein Lyell-Syndrom überging. Dabei löst sich die Haut am Körper in riesigen Blasen ab. Es begann ein langer Leidensweg mit langen Aufenthalten auf der Intensivstation für mich und meine Familie.

Nach über 2 Jahren hattest Du endlich den Kampf gegen die seltene Krankheit gewonnen. Wie ging es für Dich weiter?

Kornelia Schirrey: Nach 5 Jahren kam ich so langsam auf den Weg der Naturheilkunde. Selbst erst sehr skeptisch, konnte ich schnell Erfolge verzeichnen. Von da an hat sich mein Leben völlig verändert und mein Wunsch, mich doch noch weiterzubilden war wieder da. Da ich selbst Hautprobleme hatte, fing ich mit der Ausbildung zur Naturkosmetikerin an. Danach waren so viele Fragen in mir, dass ich gleich noch eine Ausbildung zum Gesundheitstrainer abschloss.

Warum hast Du nicht schon viel früher die Notbremse gezogen?

Kornelia Schirrey: Ich denke, in einem so traditionellen Beruf als Friseurin, fällt es schwer Alternativen zu finden und den Mut aufzubringen, etwas anders zu machen als die meisten Anderen. Aber nach diesem Lebensabschnitt stand es für mich nicht mehr zur Diskussion, mich weiterhin stark schädigenden Chemikalien auszusetzen, egal ob privat oder im Beruf. Allerdings konnte ich mich von meinem eigentlichen Beruf nicht trennen. Der Wunsch als Friseurin zu arbeiten blieb.

Wie wird man nun Naturfriseurin?

Kornelia Schirrey: Eines Tages bin ich dann auf die Naturfriseure gestoßen und meine Neugierde war sofort geweckt. Nach meiner Ausbildung hatte ich immer den Wunsch in mir, mich weiterzubilden aber mir fehlte der Mut. Jetzt wollte ich diesen Schritt endlich gehen. Als erstes stellte ich einen Antrag auf eine Ausnahmebewilligung für meinen Meisterbrief, da es diesen standardmäßig nur für den konventionellen Bereich gibt. Da wollte ich aber keinesfalls wieder hin. Nachdem das alles geklappt hat, ging es dann los, mich auf den Weg zu machen.

Du hast vorhin erwähnt, dass Du im klassischen Friseurberuf bereits mit Allergien zu kämpfen hattest. Warum ist Haarfarbe mit Chemie so schädlich?

Kornelia Schirrey: In der chemischen Haarfarbe sind viele Inhaltstoffe, darunter auch Krebs erregende, die Haar und Körper nachhaltig schädigen. Eine solche Stoffgruppe sind aromatische Amine, die das Erbgut verändern, Krebs erregen und starke allergische Reaktionen auslösen können. Sie gelangen beim Färben über die Kopfhaut in den Blutkreislauf aber auch über die Atemwege in die Lunge. Zusätzlich belasten sie auch noch die Umwelt.

Was sind Deine persönlichen Erfahrungen mit chemischen Haarfarben?

Kornelia Schirrey: Chemische Haarfarben öffnen das Haar und dringen ein, greifen die Haare an und zerstören die Struktur der Haare. Das Haar wird schwer und fällt nicht mehr im natürlichen Fall. Dadurch hat man viel Arbeit, die Haare nach dem Waschen wieder in Form zu bringen. Außerdem werden die Haare strohig und brechen oder werden dünner und können sogar ausfallen. Oft treten allergische Reaktionen der Kopfhaut auf.

Naturfriseure arbeiten aus diesem Grund mit reinen Pflanzenhaarfarben. Gibt es dabei ähnliche Probleme?

Kornelia Schirrey: Diese Probleme gibt es bei den wirklich reinen Pflanzenfarben nicht. Die Pigmente werden aus Rohstoffen wie Henna, Indigo, Walnussschalen, Roter Bete, Schwarzem Tee oder Kurkuma gewonnen. Die Pflanzenfarben legen sich um die Schuppenschicht des Haares anstatt einzudringen, wie die chemischen Farben. Dadurch wird das Haar fester und fülliger. Die eigene Haarstruktur bleibt erhalten und der natürliche Fall der Haare wird nicht verändert.

Welche Ergebnisse können mit natürlichen Haarfarben erzielt werden?

Kornelia Schirrey: Auch Haare, die zu 100% ergraut sind, können abgedeckt werden. Da sich die natürlichen Farben um das Haar legen, werden die Ergebnisse besser, je öfter die Farbe angewendet wird. Beginnt man mit einer Pflanzenfarbe und ist mit dem Ergebnis zufrieden, empfiehlt es sich, nach ca. 3 – 4 Wochen noch einmal nachzufärben. Nach dieser Zeitspanne wird die zweite Schicht um das Haar gelegt dadurch hält die Farbe noch besser. Danach färbt man nach eigenem Empfinden die Haare nach. Dies kann bis zu 8 Wochen und länger dauern. Die Pflanzenfarbe wird mit der Zeit blasser und man sieht nicht diese schnurgeraden Ansätze wie bei der Chemischen Haarfarbe.

Worauf muss beim Umstieg auf natürliche Haarpflege geachtet werden?

Kornelia Schirrey: Besonders bei Haarfarben muss man sehr genau hinsehen. Klassische Friseure arbeiten in der Regel mit chemischen Farben, die genau wie solche aus dem Supermarktregal sehr schädliche Inhaltsstoffe enthalten. Aber sogar bei Bio-Haarfarben aus dem Reformhaus ist Vorsicht geboten. Eine Bio-Farbe kann prinzipiell aus nur einem Prozent Pflanzenextrakt aus biologischem Anbau bestehen und ansonsten dieselben Chemikalien enthalten. Daher empfehle ich, sich bei einem Naturfriseur beraten zu lassen.

Was wünscht Du dir für die Zukunft?

Kornelia Schirrey: Ich wünsche mir, dass der Naturfriseur als Ausbildungsberuf anerkannt wird. Außerdem wünsche ich mir, dass der Naturfriseur weiter verbreitet wird und dass sich mehr Menschen für den Bereich der natürlichen Behandlungen öffnen und ihre eigenen Erfahrungen machen, was dabei alles möglich ist. Bis heute bin ich vollkommen begeistert, was alles möglich ist, wenn man Haare natürlich behandelt und wie schön Haare wieder werden.